Was ist ein Klebebeschlag?

Bekleb- Was ist das und wie funktioniert das genau?

was ist ein Klebebeschlag

Vielleicht bist du schon mal über das Wort “Bekleb” oder “Klebebeschlag” gestolpert? Wenn man das aber noch nicht am eigenen Pferd verwendet hat, weiß man oft nicht genau, was das eigentlich ist und wie das im Detail funktioniert. Daher wollen wir dir Beklebe in diesem Artikel genauer erklären.

Bekleb ist nicht gleich Bekleb

Genauer gesagt wollen wir dir eine bestimmte Art von Bekleb erklären: nämlich jenen, der individuell auf jeden einzelnen Huf angepasst und mittels Sekundenkleber an der Hufwand befestigt wird. Im Gegensatz dazu gibt es nämlich auch Klebebeschläge, die aus vorgefertigten Schalen bestehen, die mit 2-Komponenten-Kleber am Huf angeklebt werden. Die Unterschiede haben wir dir in diesem Artikel genauer erklärt.

Klebebeschlag Kleber

Anfertigung eines individuellen Klebebeschlags

Aber zurück zu den “individuellen Sekundenkleber-Systemen”: bei dieser Variante wird zuerst eine Grundplatte an die jeweilige Hufform angepasst. Danach werden sogenannte “Laschenkrägen” an die Grundplatte angeschweißt (eigentlich werden die Grundplatte und die Krägen mittels Heißluftfön miteinander verschmolzen) und die “Laschenfinger” werden schließlich an die Hufwand angeklebt. Die Hufwand muss dazu speziell vorbereitet werden, d.h. die Wand muss glatt geschliffen und gesäubert sein. Dabei wird jedoch nur die äußerste Wandschicht bearbeitet, die Stabilität der Hufkapsel ist davon nicht substanziell betroffen (anders als bei Nägeln, die ja durch die komplette Hufwand geschlagen werden).

Anbringung Klebebeschlag

Haltbarkeit von Klebebeschlägen

Der Bekleb bleibt schließlich über die gesamte Beschlagsperiode am Huf (meistens ca. 6 Wochen). Zum Ablösen können die angeklebten Laschen einfach mit einer Zange vom Huf abgezogen werden, fast wie ein Pflaster. Das erfordert ein bisschen Übung, ist dann aber sehr schonend für den Huf und die Hufwand bleibt intakt. Die Kleberreste werden dann einfach vom Huf abgeschliffen und der Huf kann wieder neu beklebt werden. Je nach Abrieb und Passform kann ein Klebebeschlag ggf. auch öfter verwendet werden, aber das muss vom Hufprofi individuell vor Ort entschieden werden.

 

Natürlich kann es aber auch bei einem Bekleb passieren, dass sich ein Pferd (wie bei einem Hufeisen auch) selbst auf den Klebebeschlag steigt und diesen dann “auszieht”. Manche Hersteller haben daher bei den Laschenkrägen spezielle Sollbruchstellen eingearbeitet, damit in diesem Fall die Laschen reißen und der restliche Huf unbeschädigt bleibt.

Durch eine passgenaue Zubereitung des Beklebs und optimierte Abrollpunkte kann diese Gefahr zusätzlich minimiert werden. Dazu später aber mehr.

Für wen ist ein Klebebeschlag (nicht) geeignet?

Das hier erklärte “individuelle Sekundenkleber-System” wird für jeden Huf separat angefertigt und ist sehr vielseitig einsetzbar.

Beklebe für unterschiedliche Sparten

Dank modernster Materialentwicklungen finden sich solche Klebebeschläge mittlerweile in allen Pferde-Disziplinen: von klassischer und englischer Reitweise, über Westernsport, Fahren, Distanz, Gangpferde- und Vielseitigkeitsreiten. Und entgegen der landläufigen Meinung sind Beklebe auch im Turniersport erlaubt.

Klebebeschlag auch auf Turnier

Insbesondere im Islandpferdesport kann es jedoch Einschränkungen hinsichtlich erlaubter Materialien und Modifikationen geben (Gewicht etc.).

Je nach Anforderung können Klebebeschläge auch mit diversen “Extras” ausgestattet werden, beispielsweise Spikes, Stollen, Keilen, Polster oder anderen Einlagen. Dazu gibt es in Kürze eigene Wissensartikel in unserer Datenbank.

Beklebe für unterschiedliche Pferde und Hufsituationen

Grundsätzlich können Klebebeschläge unabhängig von Rasse, Alter oder Nutzung angebracht werden; vom Mini-Shetty bis zum Shire-Horse sind keine Grenzen gesetzt. Und auch orthopädische Probleme stellen kein Hindernis dar, im Gegenteil (mehr dazu unter Bekleb bei orthopädischen Problemen). Allerdings kann sich die Anfertigung und Anbringung je nach Pferd teils erheblich unterscheiden, damit sowohl die Haltbarkeit als auch die physiologische Unterstützung gewährleistet wird. Wie viel muss oder darf die Grundplatte überstehen? Wie muss der Abrollpunkt gewählt werden? Braucht es eine Trachtenphase? Wo werden die Laschen platziert? Muss der Huf für den Bekleb anders zugerichtet werden? Benötigt der Bekleb ev. andere Modifikationen (Ausschleifen, Berunden, Anbringung von Seitenkappen etc.)?

Daher muss auch ein Klebebeschlag vom Profi angefertigt werden – oder vom Pferdebesitzer mit entsprechender Ausbildung erlernt werden. Denn dabei geht es nicht nur um die Handhabung des Werkzeugs, sondern auch um Beschlagstheorie. Ein guter Einstieg dazu sind unsere Klebe-Workshops (Fachleute können direkt buchen, Privatpersonen nehmen bitte vorher Kontakt mit uns auf info@good-smith.com).

 Klebebeschlag Kurs Lernen

Insgesamt gibt es nur sehr wenige Situationen, in denen ein Klebebeschlag als Hufschutz ungeeignet ist. Zu diesen Ausnahmen gehören u.a. die folgenden beiden Indikationen:

  • wenn der Huf absolut ruhig gestellt werden sollte (z.B. bei Hufbein(ast)bruch bzw. -fissur oder auch bei manchen akuten Hufreheschüben) -> hier muss, bei Verwendung eines Beklebs, dieser stark modifiziert werden bzw. zu der orthopädischen Variante gegriffen werden
  • wenn die Hufwand stark verpilzt ist bzw. zu wenig Klebefläche am Huf vorhanden ist (dann muss zuerst die Hufwand saniert werden, bevor ein Bekleb angebracht werden kann)

Welcher Bekleb für welche Anforderung?

Klebebeschläge vom Typ “individuelles Sekundenkleber-System” gibt es mittlerweile von einer Vielzahl an Herstellern. Entsprechend groß und unübersichtlich ist der Markt. Folgende Unterschiede gibt es bei den Komponenten:

  • Grundplatten: Form, Dicke, Abrieb, Gleitfähigkeit, Gewicht, Verwindungsfähigkeit/Steifigkeit, Strahlunterstützung, Verbundstoffe (z.B. mit Metallkern), Seitenkappen etc.
  • Laschen: Elastizität, Haltbarkeit, Ablösbarkeit, Form und Anzahl der Laschenfinger, Größe, Anschmiegsamkeit etc.

 

Wir bei Goodsmith haben uns für einen Klebebeschlag entschieden, der für die breite Masse geeignet ist, aber bei Bedarf mit jeder Menge Modifikationen ausgestattet werden kann. Beispielsweise ist unsere Grundplatte flexibel und ermöglicht dem Huf daher eine möglichst natürliche Verwindung, z.B. durch den geschlitzten Strahlbereich. Bei Bedarf kann der hintere Bereich der Grundplatte aber stabilisiert werden. Sie passt sich der natürlichen Hufbewegung an, besitzt eine hohe Abriebfestikeit und einen natürlichen Trip ohne aufzustoppen. So hat das Pferd ein möglichst nahes Barhuf-Lauf Gefühl. Erst im Januar '24 haben wir unsere Spritzgussplatten um einige Größen erweitert und auf ein neues Qualitätslevel gehoben mit u.a. verbesserten Schneegrip und Aufstollschutz sowie einer profilierten Sohlenoberfläche für einen höheren Laufkomfort des Pferdes.

Auch unsere Laschen sind für viel Flexibilität und hufschonende Ablösbarkeit ausgelegt; bei hoher Beanspruchung können aber anschweißbare Aufzüge für extra Stabilität sorgen.

Für sehr spezielle Anwendungsfälle gibt es außerdem unsere Reha-Linie: mit diesen Spezialprodukten können auch pathologische Hufsituationen mit Klebebeschlägen versorgt werden, so dass minimalinvasiv gearbeitet werden kann. Diese Produkte sollten jedoch immer in Absprache mit einem Tierarzt eingesetzt werden – mehr dazu in unseren nächsten Artikeln.

 

Autor: Nathalie Kurz


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