Huflederhautentzündung- "Pododermatitis"
Die Huflederhaut ist die “lebende” (durchblutete) Schicht direkt unter der Hornkapsel. Sie sorgt für die Hornproduktion und verbindet so quasi das Innenleben des Hufs mit der Hornkapsel.
Bei einer Entzündung der Lederhaut schwillt diese genauso an, wie das bei anderen Gewebearten bei einer entzündlichen Reaktion ebenfalls der Fall ist. Da die Hufkapsel aber sehr starr ist, drückt die Schwellung auf sensibles Gewebe und verursacht deutliche Schmerzen. Je nach Ursache und Lokalisation der Huflederhautentzündung unterscheidet man verschiedene Krankheiten.
Verschiedene Arten der Huflederhautentzündung
Im Huf gibt es verschiedene Arten von Lederhäuten und alle von ihnen können sich entzünden: Saum-, Ballen-, Sohlen-, Strahl- und Wandlederhaut. Die Entzündung kann dabei entweder lokal begrenzt oder diffus (großflächig) sein.
Außerdem kann die Huflederhautentzündung verschiedene Ursachen haben: sie kann entweder durch Bakterien verursacht werden (= septisch, eitrig) oder sie kann ohne Beteiligung eines Erregers entstehen (= aseptisch, nicht eitrig).
Darüber hinaus kann eine Huflederhautentzündung entweder akut oder chronisch sein.
Je nach Kombination dieser Faktoren können folgende Varianten unterschieden werden:
- septische Huflederhautentzündung: diese wird als Abszess oder Hufgeschwür bezeichnet
- aseptische Huflederhautentzündung: hier können wiederum folgende Formen unterschieden werden:
- akute oder chronische Saumlederhautentzündung (z.B. durch reizende “Pflege”-Stoffe)
- akute lokalisierte Huflederhautentzündung aufgrund von Traumata (dazu zählen auch die “Steingallen”)
- akute diffuse Sohlenlederhautentzündung (z.B. durch Überlastung oder zu invasive Hufbearbeitung)
- per Definition zählt auch Hufrehe zu den nicht-eitrigen Huflederhautentzündungen – aber Achtung: es gibt verschiedene Ursachen für Hufrehe und die häufigste davon (Problem des Hormonstoffwechsels) geht nicht mit einer Entzündung der Lederhaut einher
Die Diagnose “Huflederhautentzündung” ist also sehr ungenau, denn je nach spezifischer Art können der Krankheitsverlauf und die Therapie gänzlich unterschiedlich sein. Ein Hufabszess ist völlig anders zu behandeln als eine Saumlederhautentzündung oder eine Steingalle.
Wenn man gemeinhin von einer “Huflederhautentzündung” spricht, ohne diese genauer zu spezifizieren, ist meistens eine aseptische (also nicht-eitrige) Form gemeint, und zwar entweder der Sohlenlederhaut oder eine lokal begrenzte Entzündung als Folge eines Traumas. Diese Form wollen wir uns daher etwas näher ansehen.
Aseptische lokalisierte Huflederhautentzündung
Eine lokal abgegrenzte, akute Huflederhautentzündung ohne Eiter wird meistens durch ein Trauma, also eine Krafteinwirkung von außen verursacht. Dazu gehören z.B. folgende Auslöser:
- Steine (eingeklemmt in der seitlichen Strahlfurche oder im Beschlag, Tritt mit viel Wucht auf einen Stein), daher wird diese Form auch “Steingalle” genannt
- falsch angepasste/angebrachte Hufeisen (z.B. zu kurz oder zu weit, drückende Seitenkappen etc.)
- Druck von Hufnägeln
- Anschlagen des Hufs gegen die Boxenwand oder Hindernisstangen
Häufig zeigen sich die entsprechenden Stellen später beim Herauswachsen dann bei hellen Hufen als gelblich oder orange-rötlich gefärbtes Horn, das oftmals auch mehr komprimiert ist (“Nothorn”). An dunklen Hufen sind solche Verfärbungen nicht sichtbar, aber die Stellen sind dort natürlich trotzdem genauso vorhanden.
Die aseptische Huflederhautentzündung klingt im Normalfall von alleine wieder ab, sobald die Ursache abgestellt ist. Der Huf kann dabei jedoch unterstützt werden, indem der entzündete Bereich entlastet und weich gestellt wird (z.B. in einer weich eingestreuten Box oder auch mit einem vorübergehenden Hufschutz). In schwereren Fällen sind auch Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente sinnvoll.
Text und Bilder: Nathalie Kurz
>> Quellen
- https://campus.fei.org/local/globalglossary/view.php?mode=letter&hook=pododermatitis
- https://kernkompetenz-pferd.de/hufgeschwuer-beim-pferd/
- “Der Huf: Lehrbuch des Hufbeschlages”, Lutz-Ferdinand Litzke und Burkhard Rau, 2012, 6. Auflage
- https://www.tiermedizinportal.de/tierkrankheiten/pferdekrankheiten/huflederhaut-entzundung-pododermatitis-beim-pferd
- http://www.go-barhuf.de/index.php?p=156000