Aufzüge (Kappen) für Klebebeschläge

Mehr Halt, auch für bewegungsstarke Pferde

Wer schon mal ein Hufeisen in der Hand hatte, kennt sie wahrscheinlich: die kleinen dreieckigen Metallkappen, die über das Hufeisen hinausragen und die Hufwand umschließen. An Vorderhufen gibt es meist eine einzelne Kappe in der Mitte des Hufeisens (Zehenkappe), wohingegen an den Hinterhufen meistens zwei Kappen (links und rechts der Mitte = Seitenkappen) angebracht sind.

Doch welchen Zweck haben diese Kappen eigentlich und braucht man diese auch an Bekleben?

Funktion von Aufzügen am Hufeisen

Die Aufzüge (auch Kappen oder Anschläge genannt) dienen primär der besseren Kraftübertragung. Denn wenn das Pferd den Huf vom Vorwärtsgehen auf den Boden aufsetzt, “rutscht” es ein wenig in den Beschlag hinein. Damit die Nägel (und damit die Löcher in der Hufwand) nicht übermäßig belastet werden, gibt es die Aufzüge: sie fangen einen Gutteil der Kraft auf, so dass die Nagellöcher in der Hufwand nicht die volle Wucht abbekommen und das Eisen sicher am Huf verbleibt.

Eine oder zwei Aufzüge?

Eine mittige Zehenkappe erfüllt diese Funktion wunderbar, da das Pferd ja mit der Zehe voran rutscht. Zudem behindert die Zehenkappe den Hufmechanismus am wenigsten, da sich die Hufkapsel an der Zehe nicht weitet, sondern nur im seitlichen bzw. hinteren Hufbereich.


Warum dann also zwei seitliche Kappen an den Hinterhufen? Mit seitlichen Aufzügen kann das Hufeisen etwas zurückgesetzt werden, so dass die Zehe des Hufs über den vorderen Rand des Hufeisens ragt. Das erleichtert das Abrollen und verhindert gröbere Verletzungen, falls sich das Pferd mit den Hinterbeinen in die Vorderbeine greift. Immer wieder sieht man auch Vorderhufe, die mit seitlichen Aufzügen beschlagen sind. Der Grund hierfür ist einfach: da der Beschlag mit Seitenkappen zurückgesetzt werden kann, kann dies bei bestimmten Hufsituationen oder Erkrankungen (z.B. Hufrollenentzündung) vorteilhaft sein.

Außerdem fixieren die seitlichen Kappen das Hufeisen besser am Huf als eine einzelne Kappe an der Zehe, vor allem bei seitlichen Drehbewegungen der Gliedmaße (Scherkräfte), was bei Hinterhufen häufiger der Fall ist.

Dadurch, dass die metallenen Aufzüge starr sind, wird der Huf aber auch in seiner Flexibilität eingeschränkt. Einerseits betrifft das den Hufmechanismus und andererseits das konische Wachstum des Hufs. Denn die Hufwände wachsen nicht lotrecht zum Boden nach unten, sondern der Huf wird am Boden breiter als am Kronsaum. Wenn die Hufkapsel nun aber seitlich durch die metallenen Kappen begrenzt wird, so können die Wände nicht mehr konisch wachsen, sondern nur noch gerade. Der Huf wird mit der Zeit enger (oder “wuchert” mit der Zeit über die Seitenkappen hinaus, d.h. die Hufwände brechen aus).


Daher müssen die Vor- und Nachteile von Seitenkappen gegenüber Zehenkappen stets gut abgewogen werden.

Achtung vor Verletzungen

Davon abgesehen bergen die Metallkappen ein gewisses Verletzungsrisiko: falls sich ein Pferd ein Hufeisen abtritt, bleibt dieses oftmals so am Boden liegen, dass die metallenen Aufzüge nach oben zeigen. Tritt nun ein Pferd darauf, kann dies zu bösen Verletzungen am Huf führen.

Und wie ist das beim Bekleb?

Bei einem Klebebeschlag gibt es keine Nägel bzw. Nagellöcher, die vor einer Überlastung beim Auffußen geschützt werden müssten. Aufzüge sind bei einem Bekleb daher im Normalfall überflüssig. Hinzu kommt: die Hufkapsel wird von den Laschenfingern wie eine Krone umschlossen, wodurch ebenfalls eine Kraftverteilung gegeben ist. Da die Laschen aus flexiblem Kunststoff bestehen, schränken sie den Hufmechanismus und das konische Wachstum dabei aber kaum ein.

Doch mit den Laschen gibt es einen Haken: diese können reißen. Das ist kein Zufall, sondern eine extra integrierte Sollbruchstelle; diese dient als Sicherheitsmechanismus, falls der Klebebeschlag irgendwo hängen bleibt oder sich das Pferd selbst in den Bekleb steigt. In diesen Fällen ist es explizit gewünscht, dass die Laschen am Laschenhals reißen, damit die Hufwand nicht beschädigt wird.

Dadurch kann es aber auch vorkommen, dass die Laschen in unerwünschten Situationen reißen – nämlich immer dann, wenn besonders viel Wucht auf die Laschen kommt. Das ist beispielsweise beim Springen oder Bergablaufen der Fall (hier reißen dann manchmal die vorderen Laschen am Huf) oder aber auch bei schweren Pferden, die besonders viel im Stand drehen (hier reißen dann ab und an die hintersten Laschen eines Laschenkragens).


Daher gibt es für solche “Spezialkandidaten” die Möglichkeit, auch an Klebebeschlägen Aufzüge anzubringen. Allerdings keine aus Metall, sondern aus TPU – dem gleichen Material wie die Grundplatten und Laschenkrägen. Das heißt, dass diese Kunststoffkappen genauso mit dem Heißluftfön verformt und angeschweißt werden können, wie die restlichen Komponenten eines Beklebs. Das hat viele Vorteile: einerseits können die Anzahl und Positionierung der Aufzüge variiert werden. Sie können dort am Bekleb angebracht werden, wo bei diesem individuellen Pferd häufig die größte Kraftübertragung passiert. Das ist oft im hinteren Bereich des Hufs, wenn das Pferd viele Drehbewegungen am stehenden Bein zeigt. Ebenso können sie aber als Zehenkappen oder klassische Seitenkappen verwendet werden.

Dadurch, dass die Kunststoffkappen zwar steif, aber trotzdem in gewissem Maße verformbar sind, sind der Hufmechanismus und das konische Wachstum der Hornkapsel von einer seitlichen Anbringung nur wenig betroffen. Außerdem wird mit den nachgiebigeren Kunststoffaufzügen auch das Verletzungsrisiko im Gegensatz zu Metallkappen deutlich reduziert, falls ein Pferd doch mal einen Bekleb verlieren und darauf steigen sollte.

Fazit

Aufzüge dienen der besseren Kraftverteilung und dem verbesserten Halt des (Klebe-)Beschlags am Huf. Während die Zehen- oder Seitenkappen bei einem Metallbeschlag fast immer nötig sind, sind sie bei einem Klebebeschlag im Normalfall überflüssig. Bei einem Bekleb können Kunststoffkappen aber bei Bedarf individuell angebracht werden und sind dann – aufgrund ihrer Flexibilität – weniger einschränkend für die Hufkapsel und bergen ein geringeres Verletzungsrisiko als herkömmliche Metallkappen.

Zum Produkt: Aufzug Kappen

 

Autorin: Nathalie Kurz

 


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