Spikes und Stollen bei Bekleben

Individueller Grip für alle Pferdesport-Disziplinen

Pferdehufe sind kleine Wunderwerke der Natur. Sie sind perfekt ausgestattet, um dem Pferd in natürlicher Umgebung durch sämtliches Terrain zu helfen. Doch in extremen Verhältnissen kann auch der perfekteste Barhuf mal den Grip verlieren. Genau das kann auch mit einem Metall- oder Klebebeschlag oder Hufschuh passieren – besonders, wenn die Bodenverhältnisse herausfordernd sind (z.B. nasses Gras, vereister Boden etc.) und die Pferde in hohem Tempo und/oder in Kurven laufen.

Daher können viele Hufschutz-Varianten mit zusätzlichen “Helferleins” ausgestattet werden, um den Pferden besseren Grip zu verschaffen. Bei Hufeisen ist das gang und gäbe, aber bei Kunststoff-Bekleben sind diese Modifikationen noch eher unbekannt. Daher wollen wir in diesem Beitrag Möglichkeiten aufzeigen, wie dein Goodsmith-Bekleb mit Spikes und Stollen aufgerüstet werden kann, um besseren Halt bei rutschigen Bodenverhältnissen zu bieten.

Spikes: die kleinen Helferleins

Hufeisen werden oft standardmäßig an den Schenkelenden mit kleinen angeschweißten Stiften als Gleitschutz ausgestattet. Bei Pferden, die viel auf hartem Boden laufen (z.B. Kutschenpferde auf Asphalt), werden bei Hufeisen darüber hinaus häufig zusätzlich an der Zehe sogenannte “Stiftaufschweißgriffe” angebracht, damit die Zehe nicht übermäßig abgenutzt wird.

 

Das gleiche Prinzip ist auch mit geklebten Kunststoffplatten umsetzbar: es gibt spezielle Spikes (Widiastifte), die in der Grundplatte verankert werden können. Dazu werden in die Grundplatte kleine Löcher vorgebohrt (das geht beispielsweise einfach mit einem Holz- oder Karosseriebohrer). Anschließend werden die Spikes mit einem speziellen Aufsatz für den Akkubohrer in die Löcher geschraubt. Die Stifte verbleiben dann in der Grundplatte (so wie die angeschweißten Stifte bei Metalleisen). Dadurch haben die Pferde auch im Paddock/Auslauf mehr Grip, z.B. auf eisigen Flächen oder blank liegenden Paddockrastern. Allerdings muss man in einer Gruppenhaltung beachten, dass die kleinen Metallstifte natürlich ein höheres Verletzungsrisiko bergen, wenn beispielsweise ein Pferd mit Spikes an den Hinterhufen austritt. Daher muss der Einsatz stets individuell abgewogen werden!

 

Spikes können sowohl im Eckstrebenbereich der Grundplatte verwendet werden, als auch im Zehenbereich. An der Zehe bieten sie insbesondere bei schweren Pferden einen sehr guten zusätzlichen Abriebschutz, so dass die Platten meist länger halten bzw. öfter wiederverwendet werden können. Auch bei Distanzpferden, die sehr viele Kilometer auf abrasiven Böden zurücklegen, können die kleinen Stifte die Verwendungsdauer der Beklebe deutlich erhöhen. Allerdings muss man auch hier abwägen, wie viel sich das Pferd über welche Böden bewegt und ob der zusätzliche Grip gewünscht ist oder eher zu einem unerwünschten Stoppen (und damit ggf. einer Mehrbelastung für die Gelenke) führen kann.

 

Die Anzahl der eingesetzten Spikes pro Platte werden, ist ebenfalls individuell. In den meisten Fällen sind zwei Stück an jedem Schenkelende (d.h. vier Stück pro Platte) sinnvoll. Bei kleinen Pferden können es auch weniger sein und in manchen Fällen können sogar sechs bis acht Stück (verteilt auf der gesamten Grundplatte) sinnvoll sein.

Stollen: noch mehr Grip für schwieriges Gelände

Besonders im Springsport oder auch auf Jagden entsteht manchmal der Bedarf nach noch mehr Grip für die Pferde. Für diese Fälle können Stollen verwendet werden.

Stollen sind deutlich größer als die kleinen Spikes und bringen dadurch auch ein höheres Verletzungsrisiko mit sich. Außerdem verändern sie mitunter die Statik am Huf, zumindest wenn sich das Pferd auf hartem Boden bewegt. Daher verbleiben Stollen nicht permanent am Huf, sondern werden nur bei Bedarf eingeschraubt (z.B. zum Reiten) und werden nach dem Einsatz wieder entfernt.

 

Damit das funktioniert, werden bei metallenen Hufeisen Gewinde eingefräst, in die die Stollen dann ein- und rausgeschraubt werden können. Bei Kunststoff-Bekleben funktioniert das ähnlich: zuerst wird ein Loch durch die Platte gebohrt, in das dann eine metallene Krallenmutter eingesetzt wird. In diese Muttern können dann die gleichen Stollen eingedreht werden, wie bei Metallbeschlägen.

 

Die dafür benötigten Krallenmuttern sind im herkömmlichen Baumarkt erhältlich und werden auch als “Einschlagmuttern mit Krallen” bezeichnet. Die Größe richtet sich dabei nach den eingesetzten Stollen und der Plattengröße. Man sollte jedenfalls darauf achten, dass die Muttern aus Edelstahl sind, da sie ansonsten über die Beschlagsperiode zu rosten anfangen können.

Bei der Anbringung muss außerdem darauf geachtet werden, dass die Krallenmutter komplett in der Grundplatte versenkt wird. Dazu hat es sich bewährt, die Metallhülse nach dem Einschlagen mit dem Heißluftfön zu erhitzen, so dass sich das TPU der Grundplatte rundherum verformen lässt und die Krallenmutter tiefer in die Platte gedrückt werden kann. Auf diese Art und Weise verbindet sich die Mutter auch noch besser mit der Platte und alles bleibt sicher an seinem Platz, auch bei rasanten Manövern mit Stollen.

Hinweise zum Einsatz von Stollen beim Bekleb

Da der Bekleb mit Stollen höheren Bodenhaftungskräften ausgesetzt ist, werden dabei auch die Laschenhälse sehr beansprucht. Bei vielen Pferden ist es daher sinnvoll, bei der Verwendung von Stollen auch Seitenkappen zu verwenden. Diese sollten dabei auf Höhe der Stollen angebracht werden, um so die seitlichen Scherkräfte besser abzufangen bzw. zu verteilen.

 

Beim Einschrauben der Stollen ist außerdem darauf zu achten, dass stets Unterlegscheiben verwendet werden. Diese verteilt den entstehenden Druck über eine größere Fläche und verhindert so punktuellen Druck am Huf.

 

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Autorin: Nathalie Kurz


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