White Line Disease/Pilzinfektionen

Ist dir beim Auskratzen des Hufs schon mal eine grau-bröselige Stelle an der Hufwand untergekommen? Dann Achtung, denn das könnte “White Line Disease” sein!

White Line Disease, Pilzinfektion

So entsteht White Line Disease

White Line Disease (kurz “WLD” bzw. auf Deutsch “Erkrankung der weißen Linie”) ist eine Pilzinfektion des Hufs, oftmals auch mit bakterieller Beteiligung. Der Name ist aber irreführend, denn eigentlich betrifft die Infektion nicht die weiße Linie, sondern den inneren Teil der Hufwand (die unpigmentierte Schicht des Wandhorns). Dort setzen sich Dermatophyten (keratinzerfressende Fadenpilze) fest und zerstören das Hornmaterial. Übrig bleibt dann graues, mehlig-bröseliges Material, das sich leicht herauskratzen lässt.

Hufwand Anatomie white line disease

 

Ein gesunder Huf ist normalerweise widerstandsfähig genug, um diesen Pilzen keine Chance zu geben. Aber sobald der Huf geschwächt ist, entstehen leicht Eintrittspforten für Bakterien und Pilze. Häufig ist das der Fall, wenn die weiße Linie nicht mehr intakt ist und so die schädlichen Organismen tief in den Huf eindringen können. Dermatophyten lieben dunkle, feuchte und warme Orte – der Huf bietet ihnen daher das perfekte Milieu dazu.

Eintrittspforten in die Hufwand

Kanäle in die Hufwand können entweder mechanisch entstehen, durch bakteriellen Befall oder durch Probleme in der Nährstoffversorgung. Zu den häufigsten Verursachern gehören die folgenden Punkte:

  • Hufrehe: dabei löst sich die Verbindung der weißen Linie und die Faserschicht wird oftmals deutlich verbreitert
  • Nährstoffüber- oder -unterversorgung: das Horn kann durch Imbalancen in der Nährstoffversorgung brüchig oder zu weich werden (insbes. falsches Kalzium-Phosphor-Verhältnis, Selenüberschuss oder zu viel Stärkefütterung)
  • Risse/Spalten in der Hufwand aufgrund von Hebeln (unausbalancierte Hufe, Fehlstellungen, überfällige oder falsche Bearbeitung)
  • unhygienische Haltungsbedingungen
  • Löcher in der Hufwand von Nägeln

 In der Praxis ist die Ursache oft nicht eindeutig, sondern eine Kombination aus mehreren Faktoren, die schließlich zum Pilzbefall in der Hufwand führen.

Behandlung

Zur effektiven Beseitigung der White Line Disease müssen einerseits die Verursacher abgestellt werden, sonst wird die Pilzinfektion immer wieder neu entstehen. Andererseits muss der bestehende Pilzbefall eliminiert werden. Dafür ist es nötig, die befallenen Hornbereiche komplett zu entfernen, d.h. im Rahmen der professionellen Hufbearbeitung auszuschneiden. Falls die Infektion bereits großflächig hinter der Wand hochgewandert ist, muss womöglich ein großer Teil der Hufwand entfernt werden. Das kann gruselig aussehen, ist aber leider nötig um die Infektion trocken zu legen. Falls die entfernte Fläche sehr groß war, kann es sein, dass dadurch die Hufkapsel zu instabil wird und eine künstliche Rekonstruktion nötig wird. Dabei wird Kunsthorn auf die betroffene Stelle aufgetragen und hilft die fehlende Wand zu kompensieren.

 

Falls der Pilzbefall noch nicht so groß ist, kann zunächst auch versucht werden den äußeren Teil der Wand zu erhalten und lediglich den betroffenen Bereich in der innenliegenden Schicht herauszuschneiden. Das so entstehende Loch muss danach jedoch gründlich behandelt werden, damit sich nicht erneut Bakterien und Pilze festsetzen können.

Dafür eignen sich alle Mittel, die eine fungizide Wirkung haben und idealerweise auch antibakteriell wirken. Dazu zählen gängige Hausmittel (z. B. Essig, Propolis, Chlorreiniger), Wasserstoffperoxid und Kristallviolett. Aber Vorsicht: Chlor und Wasserstoff sind reizende und flüchtige Stoffe. Du musst diese daher zügig auftragen und darauf achten, dass sie nicht auf empfindliche Hautstellen treffen.

 

Je nach Größe des Lochs kann es auch sinnvoll sein, dieses mit Watte oder Wolle zu stopfen, die zuvor mit Essig, Propolis oder Kristallviolett getränkt wurden. Es gibt auch spezielle Pasten auf Lehmbasis (“Hoof Clay”), die ebenfalls gegen Bakterien und Pilze wirken und mit denen die gereinigten Löcher verschlossen werden können.

 

Autorin: Nathalie Kurz

>> Quellen

https://thehorse.com/113282/the-frustrations-of-white-line-disease/ https://www.epauk.org/about-equine-podiatry/articles/white-line-disease/ https://www.huf.ch/hufpilz.html https://www.barhufteam.ch/white_line_disease.html https://www.der-hufspezialist.de/whiteline-disease


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