Hufknorpelverknöcherung
Der Pferdehuf sieht von außen sehr starr aus, besitzt aber im Inneren einige elastische Strukturen. Dazu gehören die Hufknorpel, die am inneren und äußeren Hufbeinast in jedem Huf sitzen (siehe Anatomie). Wenn diese knorpeligen Aufsätze verknöchern, spricht man von einer Hufknorpelverknöcherung. Das kann entweder einen oder beide Hufknorpel in einem Huf betreffen und entweder an einem oder mehreren Hufen auftreten. Die Vorderhufe sind öfter betroffen als Hinterhufe.
Wie entsteht Hufknorpelverknöcherung?
Hufknorpelverknöcherungen entstehen aufgrund von häufiger oder andauernder Überlastung des Hufs, insbesondere durch Erschütterungen (z. B. sehr harte Böden, oftmals in Kombination mit Metallbeschlag) oder Fehlbelastung durch Stellungsfehler. Insbesondere zehenweite oder zehenenge Stellung begünstigen die Verknöcherung der Hufknorpel, da in diesem Fall die Innen- oder Außenseite des Hufs dauerhaft übermäßig belastet wird. Aber auch zu hohe Trachten oder Trachtenzwang können zu Hufknorpelverknöcherung führen. In seltenen Fällen kann auch ein einmaliges Trauma zur Verknöcherung eines Hufknorpels führen.
Zudem sind schwere Rassen bzw. Pferde mit geringem Stockmaß im Vergleich zur Körpermasse (d.h. mit verhältnismäßig kurzen Beinen) häufiger von der Verknöcherung betroffen.
Der Huf versucht quasi der Überlastung entgegenzuwirken, indem der flexible Knorpel langsam in stabile Knochensubstanz umgewandelt wird. Im Englischen spricht man daher auch von “sidebone”, also “seitlichen Knochen”.
Außerdem muss auch der Faktor Ernährung berücksichtigt werden: Knorpel werden nicht über Blutgefäße versorgt, sondern müssen aktiv mit nährstoffreicher Flüssigkeit “geflutet” werden. Das passiert jedoch nur bei Be- und Entlastung, also bei Bewegung. Es ist daher nicht nur wichtig, dass das Pferd ausgewogen mineralisiert wird, sondern auch in ständiger Bewegung ist, damit das Knorpelgewebe gut versorgt wird und gesund bleibt. Ein unterversorgter Knorpel ist anfälliger für Verknöcherung.
Vorbeugung, Erkennung und Heilung von Hufknorpelverknöcherung
Die beste Prävention gegen die Verknöcherung der Hufknorpel ist die Vermeidung der oben genannten Überlastungen sowie eine artgerechte Haltung und Fütterung deines Pferdes.
Trotzdem ist Hufknorpelverknöcherung sehr weit verbreitet – oftmals zeigen die Pferde im Anfangsstadium allerdings keinerlei Lahmheiten, weshalb die Verknöcherung häufig erst im fortgeschrittenen Stadium oder als Zufallsbefund erkannt wird. In schweren Fällen können die Verknöcherungen sogar am Kronsaum ertastet oder als Art “Beule” mit freiem Auge erkannt werden. Ansonsten gibt ein Röntgenbild Aufschluss: die Hufknorpelverknöcherung ist dort als wolkenartige Zubildung im hinteren Teil des Hufs ersichtlich.
Viele Pferde leben völlig schmerzfrei mit Hufknorpelverknöcherung. Je nach Schweregrad kann aber die Beweglichkeit des Hufs eingeschränkt sein, was Änderungen im Gangbild verursachen kann (z. B. Stolpern). Durch die geringere Elastizität im Huf kann zudem die Durchblutung im Huf verringert sein, was wiederum schlechteres Hornwachstum zur Folge haben kann.
Bei manchen Pferden führt die Hufknorpelverknöcherung zu Problemen, weil die neu gebildeten knöchernen Strukturen auf empfindliches Gewebe drücken können (z. B. Bänder) und die Pferde deshalb manchmal diffuse Lahmheiten zeigen. Diese zeigen sich typischerweise auf hartem Boden oder in engen Wendungen.
In seltenen Fällen können die verknöcherten Hufknorpel auch brechen – wie jeder andere Knochen auch – und deshalb zu deutlichen Lahmheiten führen.
Hufknorpelverknöcherung kann nicht geheilt werden, da der Verknöcherungsprozess irreversibel ist. Aber mit gutem Management kann der Verlauf aufgehalten oder zumindest verlangsamt werden. Dazu ist es nötig, die Ursachen so weit wie möglich zu beseitigen, z. B. Fehlstellungen korrigieren, Übergewicht reduzieren, angepasstes Training, Vermeidung harter Böden etc.
Davon abgesehen können Lahmheiten reduziert werden, indem dem Pferd mittels eines Klebebeschlags Erleichterung verschafft wird. So ein Kunststoffbekleb bietet einen guten Stoßdämpfer und kann somit eine gewisse Kompensation zum verknöcherten Hufknorpel darstellen.
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