Harald Blaßnig - orthopädischer Huftechniker
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Über unseren Goodsmith Partner
Harald kam erst später in seinem Leben zu den Pferden, dafür ist er nun umso intensiver dabei.
Der aus dem Süden Österreichs kommende orthopädische Huftechniker diente mehr als 20 Jahre beim Bundesheer.
2016 kaufte er eine 3-jährige Norikerstute. Ein mutiges Vorhaben, denn Harald kannte die Stute bereits und wusste, dass die Termine beim Schmied mehr Glück als Verstand beinhalteten. Nach dem Kauf war klar, bis zum nächsten Bearbeitungstermin muss geübt werden. Letztendlich wurden die Eisen runtergenommen, denn die Stute wurde von Harald nicht geritten, sodass kein Eisenbeschlag notwendig war laut Schmied.
„Ich bin erstmal aus allen Wolken gefallen. Für mich war es klar und das Normalste auf der Welt, dass ein Pferd immer Eisen als Schutz trägt. Ich habe mich dann in das Thema eingelesen und eine Ausbildung gemacht.“
Und da ein Pferd nicht genug war, kam noch eine 11-jährige Haflingerstute dazu;)
„Mehr und mehr wurde mir bei der Arbeit mit meinen Stuten bewusst, dass man mit jedem Problem schon irgendwie umgehen kann, solange man individuell mit den Pferden umgeht. Es gibt kein Schema F, wenn man Ziel führend mit ihnen arbeiten möchte.
Und das habe ich schlussendlich dann auch bei der Hufbearbeitung übernommen.“
Neben den eigenen Pferden hat der in Kärnten beheimatete Hufbearbeiter dann auch Pferde von Bekannten bearbeitet.
„Dann wurde mir allmählich klar, ich sollte ein Gewerbe anmelden, wenn das hier weiter so gut läuft und bin ein Jahr später vollberuflich eingestiegen.“
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Der Weg zum Klebebeschlag bzw. zu Goodsmith
Als er auf die Möglichkeit des klebbaren Hufschutzes gekommen ist, ging es zunächst mit anderen Systemen los. Doch zum einen stellte sich der Zwei-Komponenten-Kleber eher als mangelhaft raus, zum anderen gab es während der Coronazeit Lieferschwierigkeiten mit den Platten von EasyCare, welche aus Amerika bestellt wurden. Die ursprüngliche Klettvariante von Goodsmith konnte zwar nicht überzeugen, als aber der Perma Bekleb auf den Markt kam, hat Harald hier eine optimale Lösung gefunden.
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Goodsmith in Haralds Einsatz
Der Huftechniker bearbeitet viel Noriker, welche meist erst bei 150mm Hufbreite anfangen. Der größte Kunde ist ein litauisches Kaltblut mit 210mm Hufen.
Die Laschen verstärkt er bei seinen schweren Kunden im Trachtenbereich mit je einer rbCarbon- oder Goodsmith Übungslasche. Den Bekleb verstärkt er mit Aufzügen.
Des Weiteren befasst sich Harald auch gerne mit dem weiten Feld der Erkrankungen wie Arthrose, Spat, Rehe oder Abszessen.
Letzten September hat er einen spannenden, wenn auch katastrophalen Fall übernommen. Ein 13-jähriges Pferd mit riesigem Hufabszess. Seit Fohlenalter besteht eine starke Fehlstellung vorne links. Dadurch entwickelte sich schon in jungen Jahren eine Arthrose im Karpalgelenk. Um Abszesse zu vermeiden, wurde das Pferd beschlagen. Vor einem ¾ Jahr wurde eine Ei große Wucherung am Kronsaum hinten links entdeckt, welche operativ entfernt wurde. Parallel dazu hat sich ein Mega-Abszess über die gesamte Zehenbreite (ca.6-7cm) gebildet. An der dortigen Stelle ist ein Loch entstanden- „man hat durch den Huf durchschauen können“- wodurch das Hufbein rotierte und die Gefahr des Ausschuhens bestand. Nach der Anbringung eines Eisenbeschlags durch den damaligen Schmied, stand das Pferd nicht mehr auf.
Zu diesem Zeitpunkt kam Harald ins Spiel. „Die gute Nachricht war, dass der Abszess nicht sein Hauptproblem war. Die Schlechte, das Pferd stand nicht auf, weil es vernagelt worden war.“
Die Eisen wurden von dem Huftechniker abgenommen; ausgenommen ein Huf, der vom Pferd nicht gehoben werden konnte.
„Ich habe ihm dann einen Bekleb mit Polsterung angebracht. Nach ein paar gescheiterten Versuchen fand ich die Lösung dann dank einem Castverband. Eine Gummiplatte nahm ich zur Sohlendämpfung. Um zu vermeiden, dass er sich den Verband runterzieht, habe ich Renegade Ballenhalter darüber platziert und dann den Castverband gebunden. Fast vier Monate hat es gebraucht bis der Huf wieder durchgewachsen war und der reine Klebebeschlag wieder hielt. Diesen habe ich alle paar Wochen erneuert. Nach 5 Jahren wurde mein Kundenpferd zum ersten mal wieder geritten- das war mein persönliches Highlight bisher.“
Nicht nur zu Behandlungszwecken, auch fürs Wanderreiten empfiehlt Harald Castverband. Es ist die beste Alternative, sollte ein Bekleb abgehen und kein Ersatz vorhanden sein. Einfach und schnell kann er angewendet werden, indem man den Kunststoffgips mit seiner Trinkflasche oder am Bach anfeuchtet, den Huf damit versorgt und so die Distanz weiter reiten kann. Die harte Kunststoffschale ist luftdurchlässig und der Verband ist meist erst nach 2 bis 3 Tagen durchgewetzt, berichtet Harald aus seinen Erfahrungen.
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Erfahrung zur Qualität des Beklebs
„Ein Bekleb kann genau wie ein Eisen nicht immer und in allen Fällen halten. Aufgrund des „zusammen bauens“ müssen mehrere Faktoren gut zusammenspielen. Beim Eisenbeschlag kann ich bei der Befestigung nicht so viel falsch machen. Beim Bekleb muss ich bei der Anbringung einfach mehr beachten- temperieren beim Verschweißen, staub- und fettfrei arbeiten, mit genug Feuchtigkeit kleben etc..
Bei einem Eisenbeschlag hat man andere Stolpersteine. Sollte der Beschlag abreißen ist die Verletzungsgefahr um ein Vielfaches größer. Zieht sich das Pferd ein Eisen runter, kann es zu einem Nageltritt kommen oder ausgebrochenen Hufwänden. Ausgebrochenen hufe oder Hufe mit schlechter Hornqualität kann ich nur schwer bis gar nicht mit Nägeln beschlagen. Kleben geht in fast jedem Zustand.“
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Dauer der Anbringung, Preis und Haltbarkeit eines Beklebs
„Meiner Erfahrung nach kommt es immer ein wenig darauf an, ob das Pferd bereits Klebeerfahrung hat. Er muss stillstehen können und sich an den Anbringungsablauf gewöhnen. Spätestens beim dritten Mal bekleben, sind sie aber sehr entspannt und kooperativ. Dann benötige ich ungefähr 1 1/5 h für zwei Hufe. Vier Hufe mache ich gerne mit einer Kollegin, da komme ich dann auf die gleiche Zeit, denn der Ablauf ist zu zweit sehr geschmeidig.“ Die Preise variieren je nach Einsatzgebiets und der entsprechenden add ons.
„Vier Wochen gebe ich Garantie auf den Bekleb. Sollte sich in dieser Zeit etwas lösen, repariere ich das kostenlos. Zwischen vier und sechs Wochen bearbeite ich dann wieder und beklebe neu.“
Dem orthopädischen Huftechniker, Goodsmithpartner sowie -workshopleiter liegt es sehr am Herzen in seinem Heimatland mehr Bewusstsein für Hufbearbeitung zu schaffen. Denn „die Hufbearbeitung ist in Österreich ein freies Gewerbe, es gibt keine staatliche Prüfung mehr. Jeder kann theoretisch machen, was er will; das heißt aber nicht, dass man nichts können sollte“. „Es ist wichtig, sich regelmäßig auszutauschen und seine Arbeit zu überprüfen“, so Harald Blaßnig.