Hufabszess und Hufgeschwür

hufabzess

Hufabszesse gehören zu den häufigsten Ursachen für plötzliche, schwere Lahmheit. Oftmals stehen die Pferde innerhalb weniger Stunden nur noch auf drei Beinen. Der Grund dafür liegt in der Ursache: bei einem Hufgeschwür sammelt sich Eiter in der Hornkapsel und verursacht dort Druck. Das kannst du dir ähnlich vorstellen wie eine Blase am Fuß – nur dass die Hornkapsel extrem fest und stabil ist, so dass der Druck nirgendwo hin entweichen kann. Daher reagieren die meisten Pferde auf diese Druckblase mit hochgradigem Schmerz. 

Das Gute daran: sobald die Blase ein “Ventil” gefunden hat, klingt der Druck schnell ab und die Pferde verspüren meistens sehr rasch Linderung.

So ein “Ventil” kann entweder künstlich hergestellt werden, indem der Abszess vom Tierarzt aufgeschnitten wird oder auf natürliche Art und Weise indem sich die Flüssigkeitsansammlung den Weg des geringsten Widerstands aus dem Huf sucht, d.h. oftmals entlang der weißen Linie (die weicher ist als das restliche Hufhorn) nach oben und bricht am Kronsaum auf. Häufig wandert der Abszess auch entlang der Hornröhrchen der Sohle nach unten und bricht an der Unterseite des Hufs auf. Diesen Prozess kannst du als Besitzer unterstützen, indem du den Huf mittels Hufverbands aufweichst, so dass das Horn weicher ist und der Eiter schneller von alleine einen Weg nach außen findet.

Manchmal findet man einen Hufabszess aber auch “zufällig” bei der regulären Hufbearbeitung, ohne dass das Pferd vorher eine Lahmheit gezeigt hat. Diese Hufgeschwüre sind meistens im Eckstrebenwinkel entstanden und haben sich rasch selbstständig einen Weg über den Trachtenbereich entlang der Eckstrebe nach außen gesucht. Typisch dafür ist dann ein Ausgangskanal am Ballen bzw. am Übergang zum Strahl, da hier das Horn besonders weich ist.

hufabzess

Was ist ein Hufgeschwür bzw. Hufabszess eigentlich?

Die beiden Begriffe “Hufabszess” bzw. “Hufgeschwür” sind umgangssprachliche Ausdrücke, die eigentlich ein bisschen irreführend sind, denn es handelt sich dabei weder um ein Geschwür noch um einen Abszess. Der medizinische Begriff lautet “Pododermatitis purulenta”, also “eitrige Huflederhautentzündung”. Je nach Lokalisation unterscheidet man noch zwischen oberflächlichem Hufabszess und tiefem Hufabszess.

Beim oberflächlichen Hufabszess ist der Eiter schwarz-schmierig und die Infektion befindet sich noch zwischen Huflederhaut und Hornschicht.

Beim tiefen Hufabszess hat sich die Infektion hingegen bereits in die Lederhaut bzw. weiter nach innen gefressen und die Basalmembran der Lederhaut oder gar noch tiefere Strukturen (z. B. das Hufbein) angefallen. In diesen Fällen ist der Eiter gelb-rötlich.

Oberflächliche Hufabszesse sind im Normalfall sehr unkompliziert: sobald der Eiter einen Ausgang gefunden hat und die zurückbleibende Höhle im Hufhorn gut desinfiziert wird, wächst sich das entstandene Loch normalerweise problemlos aus. Falls das Hufgeschwür an der Sohle aufgeschnitten wurde und dabei bis zur Lederhaut geschnitten wurde (also wenn beim Aufschneiden Blut geflossen ist), so muss zusätzlich ein Druckverband angelegt werden, um einen Lederhautvorfall zu vermeiden.

Tiefe Hufabszesse können hingegen oft mehr Probleme bereiten, vor allem wenn bereits der Knochen befallen ist. In jedem Fall sollte ein Tierarzt hinzugezogen werden, um Komplikationen und Folgeschäden zu verhindern.

Wodurch entsteht ein Hufabszess?

Eiter wird vom Körper meistens als Abwehrreaktion auf eine bakterielle Infektion gebildet. Die meisten Hufabszesse entstehen daher durch Bakterien, die von außen in den Huf eindringen. Eintrittspforten können z.B. Nagellöcher sein oder winzigste Risse im Sohlenhorn, die beispielsweise durch falsche Druckverhältnisse oder Steintritte entstehen. Besonders betroffen sind auch Hufe, die aufgrund der Haltungsbedingungen zu eher weichem Hufhorn tendieren: unhygienische Bodenverhältnisse, feuchtes Wetter oder auch falsche/fehlende Mineralstoffversorgung, die für brüchiges Horn sorgt. Also alles, was Bakterien den Eintritt in den Huf erleichtert.

Grundsätzlich kann Eiter aber auch ohne bakterielle Beteiligung entstehen. In Bezug auf Hufe heißt das, dass Hufgeschwüre z.B. aufgrund von gequetschter Lederhaut entstehen können: die Lederhaut stirbt in diesen Bereichen ab und der Pferdekörper reagiert darauf mit Eiterbildung. Diese Fälle sind jedoch sehr selten bzw. ist es oftmals schwer zu eruieren, ob der Abszess mit oder ohne bakterielle Beteiligung entstanden ist. Für die Behandlung ist das auch weniger wichtig, da in jedem Fall für ein “Ausgangsventil” gesorgt werden muss, damit der entstandene Eiter abfließen kann.

 

Autorin: Nathalie Kurz

Bilder: Nathalie Kurz

>> Quellen